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Da war noch alles okay: Peter Gelb (links) und Bolshoi-Chef Wladimir Urin 2017
Da war noch alles okay: Peter Gelb (links) und Bolshoi-Chef Wladimir Urin 2017
Da war noch alles okay: Peter Gelb (links) und Bolshoi-Chef Wladimir Urin 2017
Auf der Biennale in Venedig wirft das russische Künstlerteam aus Protest hin, die Metropolitan Opera will mit Putin-Verehrern und dem Partner Bolschoi-Theater nichts mehr zu tun haben: Weltweit setzt der Kulturbetrieb Zeichen - und hofft auf Frieden.
Die Internationalen Filmfestspiele von Cannes, die vom 17. bis 28. Mai an der Cote d'Azur stattfinden, werden in dieser Saison keine russischen Künstler empfangen, die in irgendeiner Weise mit der dortigen Regierung in Verbindung stehen. Dagegen werden diejenigen gelobt, die den Mut haben, in Russland gegen den Angriff auf die Ukraine zu protestieren. Eingedenk seiner Gründung im Jahr 1939, werde das Festival immer auf der Seite von Künstlern stehen, die gegen Ungerechtigkeit und Gewalt aufbegehren, heißt es in einer Pressemitteilung.
Auch aus der internationalen Opernwelt kamen klare Ansagen. Peter Gelb (69), der Intendant der New Yorker Metropolitan Opera: "Wir können nicht länger mit Künstlern und Institutionen zusammenarbeiten, die Putin unterstützen." Mit einer Videobotschaft wandte er sich an sein Publikum und kündigte an, dass solche Personen solange nicht mehr in New York gastieren würden, bis das Töten in der Ukraine ein Ende habe, die Ordnung wieder hergestellt und Wiedergutmachungen auf den Weg gebracht worden seien: "Wir sind solidarisch mit der Ukraine, mit ihren mutigen Anführern und Bürgern. Wir widmen die verbleibende Saison ihrer Tapferkeit."
Diese Ankündigung hat für die Met auch deshalb einige Konsequenzen, weil sie eine enge Partnerschaft mit dem Moskauer Bolschoi-Theater pflegt, die nun auf Eis gelegt wird. Die Bühnenbilder der Koproduktionen werde die Met jetzt notgedrungen wohl selbst herstellen müssen, so Gelb. 2017 waren gemeinsame Inszenierungen von Verdis "Aida", Wagners "Lohengrin" und der "Salome" von Richard Strauss angekündigt worden. Die russische Star-Sopranistin Anna Netrebko sollte ursprünglich in allen Opern die Titel- bzw. eine Hauptrolle übernehmen. Diese Pläne hatten sich schon länger zerschlagen, nicht zuletzt, weil sich die Diva im deutschen Fach nicht wohlfühlte, allerdings stand ein Auftritt von Netrebko als "Turandot" vom 30. April bis 14. Mai auf dem Spielplan, der jetzt wohl Makulatur ist.
Die im Kreml hofierte Sängerin hatte sich nicht zu einer klaren Distanzierung von Putin durchgerungen, sondern lediglich beteuert, sie sei "gegen den Krieg" und dessen Beendigung eingefordert. Ansonsten verbat sie sich jedweden politischen Druck auf Kunstschaffende, weil sie keine "politische Person" sei. Für die kommende Saison ist Netrebko an der Met als Elisabetta di Valois in Verdis "Don Carlo" angekündigt. Welche Termine tatsächlich realisiert werden, ist fraglich: Dirigent und Putin-Freund Waleri Gergijew wurde inzwischen weltweit ausgeladen, auch im schweizerischen Luzern.
Unterdessen warf der Leiter des russischen Pavillons bei der Biennale in Venedig, der aus Litauen stammende Raimundas Malasauskas hin, auch die Künstler Alexandra Sukhareva und Kirill Savchenkov stehen nicht mehr zur Verfügung. Die Kunstschau soll am 23. April eröffnen und bis 27. November dauern. "Die Vorstellung, wieder zurückzukehren zu einem russischen Imperium ist für mich nicht hinnehmbar", so Malasauskas, zumal er als gebürtiger Litauer den Zusammenbruch der Sowjetunion als Augenzeuge miterlebt habe. Der Angriff auf die Ukraine sei "politisch und emotional" unerträglich.
In den letzten Tagen waren es vor allem russische Ballett-Ensembles aus Moskau und Sibirien, die ausgeladen wurden. Auftritte in Großbritannien wurden teilweise sehr kurzfristig storniert. Das Sommergastspiel vom Bolschoi-Ballett am Royal Opera House wurde ersatzlos gestrichen.
Hier und da gibt es auch Verwirrung: Die "Russian State Opera" soll am 17. März im britischen Tunbridge Wells in der Grafschaft Kent "Madama Butterfly" von Puccini aufführen, was ein örtlicher Stadtrat kritisierte. Er musste sich von Veranstalter Alexej Ignatow allerdings vorhalten lassen, der Name "Russian State Opera" sei nur ein Markenzeichen seiner Firma "Amande Concerts", es handle sich um ein britisches Unternehmen. Ignatow selbst stammt zwar aus Russland, hat jedoch die deutsche Staatsbürgerschaft. Jedenfalls will er keinerlei finanzielle Unterstützung von russischen Institutionen erhalten.
Die Band "Green Day" stornierte ihr für den 29. Mai in Moskau geplantes Konzert. Es gehe jetzt nicht um "Stadion-Rock", sondern "um so viel mehr", meldete der "Rolling Stone". Auch die Band AJR sagte für Oktober avisierte Auftritte in Russland bereits ab, viele weitere werden nach Einschätzung von US-Medien folgen, darunter Saint Jhn, Tricky, Disclosure, Bring Me the Horizon, Khalid, OneRepublic, Yungblud, Girl in Red, Judas Priest, Denzel Curry und OneRepublic.
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