Kaminöfen sind das letzte archaische Element in unseren Häusern. "Das erste Zeichen menschlicher Niederlassung und Ruhe ist die Feuerstätte", formulierte einst der deutsche Architekt Gottfried Semper, "das wichtigste, das moralische Element der Baukunst." Höher kann man die Bedeutung des Feuers nicht hängen – doch als Designobjekte führten Öfen und Kamine lange ein Schattendasein.
Beim italienischen Hersteller MCZ entschied man sich deshalb vor rund zehn Jahren, mit namhaften Gestaltern zusammenzuarbeiten, um den technisch ausgeklügelten Holz- und Pelletöfen eine neue, zeitgemäße Formensprache zu verpassen. Das Ziel: die Öfen besser in moderne Wohnwelten zu integrieren.
MCZ präsentierte neue Modelle von Patricia Urquiola, Paola Navone und Michael Geldmacher. Am radikalsten ist der Entwurf des Letzteren. Der Münchner Gestalter entschied sich, das Feuer mit seinem Pelletofen "Reflex" nicht ostentativ in den Vordergrund zu stellen, sondern als geheimnisvolles Glimmen in Szene zu setzen: Aluminiumlamellen verhindern in der Seitenansicht den direkten und vollständigen Blick auf das Feuer, wahrnehmbar ist nur der Lichtschein, der sich je nach Blickwinkel unterschiedlich darstellt und sowohl für Wärme als auch für eine angenehme Atmosphäre sorgt.
Patricia Urquiola dagegen, die sich erstmals dem Ofendesign zuwandte, gestaltete ihren Pelletofen "Wall" als eleganten Stahlzylinder, der sich mit seiner in Naturmaterialien wie Stein, Marmor, Terrazzo oder Holz verkleideten Basis elegant in jedes Ambiente einfügt.
"Der Sockel", erklärt Urquiola, "steht im Dialog mit der Wohnung und macht den Ofen über die formelle Schlichtheit hinaus zu einem echten Einrichtungsgegenstand." Zur reduzierten Gesamtansicht trägt auch bei, dass die Designerin alle Anschlusselemente auf der Rückseite des Ofens verborgen hat. Zudem ist er digitalisierbar: Belüftung sowie Ein- und Ausschaltzeiten können über eine Smartphone-App gesteuert werden.
Paola Navone schließlich, die Grande Dame des italienischen Designs, widmete sich dem Thema Kaminverkleidung. "Sahara" nennt sich ihre Installation aus handgemachten marokkanischen Tonfliesen.
Es solle aussehen, sagt die Designerin, "als seien die Fliesen unter einer Putzschicht versteckt gewesen und nun bei Umbauarbeiten wiederentdeckt worden." Die schillernden Nuancen der emaillierten Ziegeloberflächen unterstreichen die Anmutung einer nicht ganz perfekten, aber gerade dadurch poetischen Optik. Der archaischste aller Wärmespender, so beweisen die Entwürfe, kann in immer anderen und modernen Variationen neu interpretiert werden.
© G+J LIVING Digital GmbH