Die natürlichen Schätze der Pyrenäen - Mein Frankreich

2022-10-12 13:53:13 By : Ms. Vicky Fang

Eisenerzbergwerke am Canigou und an der Ariège, Forstwirtschaft im gesamten Massiv, Marmorsteinbrüche in der Haute-Garonne, den Hautes-Pyrénées und im Béarn, Schiefergruben in Bigorre, Talk in Trimouns: Forstkultur und Bergbau haben Jahrhunderte lang die Wirtschaft der Pyrenäen bestimmt.

Die Forstwirtschaft der Pyrenäen begann im großen Stil vor rund 360 Jahren. Die königliche Marine benötigte damals Holz für die Masten ihrer Schiffe. 1660 hatten Ludwig XIV. und sein Minister Colbert beschlossen, Frankreich mit einer großen Kriegsmarine auszustatten, um der Seemacht England etwas entgegenzusetzen.

Die zahlreichen Kriege mit Holland und England jedoch machten es schwierig, die Marinearsenale mit Holz aus den Wäldern Nordfrankreichs zu versorgen.

So richtete Colbert im Jahr 1670 seinen Blick auf die Wälder der Pyrenäen. Die Wahl fiel auf das Aspe-Tal. Von dort aus konnte das Holz auf dem Wasserweg zum Hafen von Bayonne transportiert und dann verschifft werden.

1677 begann der Holzeinschlag des Waldes von Lhers, der bis 1720 andauerte. 1761 beauftragte Choiseul als Minister von Ludwig XV. den Ingenieur Gleizes, Holz aus dem Wald von Issaux zu holen.

Bis 1780 versorgte der Wald westlich von Athas die Krone mit Tannen von mehr als 30 Meter Länge. Die großen Tannen dienten als Masten für Segelschiffe. Aus Buchen wurden Ruder und Balken hergestellt. Die Buchsbäume wurden zu Achsen und Riemenscheiben verarbeitet.

Paul Marie Leroy nahm den Einschlag in den Wäldern von Issaux und Benou wieder auf. Später wandte er sich dem Wald von Le Pacq zwischen Etsaut und Urdos zu. Für den Holztransport wurde dort im Laufe des 18. Jahrhunderts der Chemin de la Mâture angelegt. Der Mastenweg verlief in den Felsen über dem Sescoué-Bach, der durch die Gorges d’Enfer fließt, bevor er in den Gave d’Aspe mündet.

Die Einmündung überragt eine 400 Meter hohe Steilklippe. Dort einen Weg in den Fels zu schlagen, war eine unvorstellbar gefährliche wie harte Arbeit.  1771 begannen die Bauarbeiten. 1773 wurde die Passage eröffnet.

Für die Ãœberquerung der Klippe wurde auf halber Höhe, und damit 200 Meter über dem Bach, ein vier Meter breiter und vier Meter hoher Durchgang aus dem Fels herausgegraben. Er ist  900 Meter lang und besitzt eine elfprozentige Steigung.  Ausgehoben wurde der Weg von Männern, die mit Seilen an beiden Enden an der Felswand hingen.

Mit Minenstangen und langen Metallbohrern ( fleurets ) bohrten sie Löcher, die sie anschließend mit Schwarzpulver füllten. Bei dieser gefährlichen Arbeit wurden die Männer von Ingenieuren angeleitet, die sich auf der gegenüberliegenden Seite der Höllenschlucht befanden.

Entlang des Weges sorgten Trockensteinmauern und mit der Felswand verschraubte Baumstämme für eine konstante Breite. Der Chemin de la Mâture im Wald von Le Pacq ist heute ein beliebter Wanderweg. Doch vor 250 Jahren war er Schauplatz harter und unmenschlicher Arbeit.

Die Abholzung des Waldes von Le Pacq begann 1774 und dauerte bis 1780. Mehr als 3.000 Arbeiter waren dort beschäftigt. Es waren Franzosen und Basken, die vor Ort in Hütten lebten und in Teams von 25 Holzfällern eingeteilt waren, die ein Marineoffizier befehligte. Ihr Grundnahrungsmittel waren Fladen, die vor Ort aus dem wöchentlichen Nachschub frisch gebacken wurden.

Nach dem Fällen wurde jeder 30-Meter-Stamm einzeln auf Karren geladen, der trinqueballe genannt wurde. Zwei Ochsen kamen vor den Karren als Zugtiere, sieben bis acht Ochsenpaare hinter das Gefährt als Bremser. Sobald die Bäume den Gave d’Aspe erreicht hatten, wurden sie zu 30 x 4 Meter großen Flößen aus acht Stämmen zusammengefügt. Sobald der Gave Hochwasser führte, lenkten zehn bis zwölf Flößer das Floß mit Rudern.

Auf dem Weg nach Bayonne wechselten sich damals drei Teams ab. Die ersten Flößer fuhren von Athas nach Navarrenx, die zweite Truppe von Navarrenx nach Peyrehorade, Team drei beendete die Fahrt. In guten Jahren wurden so bis zu 300 Flöße auf dem Gave d’Aspe verschifft. Das Tempo war erstaunlich: 9 bis 17 Kilometer pro Stunde!

Von Bayonne aus wurden die Stämme in die Arsenale von Brest, Cherbourg oder Toulon verschifft. In guten Jahren wurden bis zu 300 Flöße auf dem Gave d’Aspe transportiert.

Heute hat der Bergbau in den Pyrenäen keine Bedeutung mehr und sind die meisten Stollen geschlossen. Einzig der Talkabbau läuft noch im großen Stil. Hoch über dem Ariège-Tal befindet sich im Herzen der Pyrénées Ariégoises die Talkgrube von Trimouns.

Sie gehört zu den größten der Welt. Auf 1800 Meter Höhe fördern Männer in riesigen Maschinen Talk, das weichste und sanfteste Gestein unserer Erde. Hinter ihnen erheben sich die schneebedeckten Gipfel. Von Mitte Mai bis Mitte Oktober könnt ihr den gigantischen Tagebau live vor Ort bei Führungen entdecken!

Auch der Pyrenäenschieferabbau, der früher vor allem in Labassère florierte, ist heute auf drei Schiefergruben geschrumpft. Doch im 19. Jahrhundert war der Bigourdan-Schiefer in ganz Frankreich berühmt. Der Schiefer deckt das Kapitol von Toulouse und wurde von Viollet-le-Duc höchstpersönlich für die Restaurierung der Cité de Carcassonne ausgesucht.

Der Marmor aus den Pyrenäen lieferte die Säulen des Palais Garnier in Paris und schmückt das Empire State Building in New York. Damals waren Sarrancolin, Arudy und Saint-Béat die Hauptlieferanten des Pyrenäenmarmors, der heute im Marmormuseum von Bagnères-de-Bigorre zu besichtigen ist.

Der dritte große Schatz der Pyrenäen ist das Wasser. 2500 Seen glitzern entlang der 450 Kilometer langen Bergkette im Sonnenlicht. Im Kessel des Cirque de Gavarnie stürzt sich tosend ein Wasserfall in die Tiefe, der mit 423 Metern der höchste im französischen Mutterland ist.

Auch am nahen Pont d’Espagne gurgelt, gluckert und plätschert es allerorten. Die Kraft, die im Nass steckt, liefert seit mehr als 100 Jahren emissionsfreie Energie. Anfangs nutzten vor allem Eisenbahngesellschaften diese Naturenergie und betrieben damit ihre Züge.

Ãœberall in den Bergen legten sie Stauseen an. Ein Ausflug mit dem Petit Train d’Artouste führt tief hinein in die Geschichte der Wasserkraft – und mitten hinein ins Hochgebirge!

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Über die Pyrenäen habe ich mehrfach berichtet. Bitte einmal hier klicken!

Die Wälder vor unserer Haustür stecken voller Schönheiten und Überraschungen, die darauf warten, entdeckt zu werden. Nach mit in die faszinierenden Wälder Europas, vom hohen Norden bis zum Mittelmeer.

Ich entführe euch in diesem Sammelband in die Fjells von Lappland, in die Hohe Tatra – und auch in die Pyrenäen. Über meine Wahlheimat im Süden wacht die südlichste Spitze der Grenzberge zu Spanien, der Canigou.

Wen wundert es da, dass ich auch die anderen Gipfel und Täler dieses mächtigen Riegels erkunden musste? Wer mag, kann den Band hier* direkt bestellen.

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