Food-Tipp der Woche: Von Weimar nach Berlin – die Koriat Kuchenmanufaktur in Schöneberg

2022-10-10 22:58:32 By : Mr. Mike Xu

In Thüringen rennen sie dieser Konditorei die Bude ein. Alle wollen Carrot Cake, Pflaumenkuchen oder Schoko Brownies. Kann der Berliner Ableger ebensolch guten Kuchen anbieten?

„Halb Thüringen fährt da hin zum Sonntagsausflug. Ich stand schon einige Male in der Schlange und konnte nicht glauben, dass die ihren murkeligen, kleinen Laden bei der Nachfrage nicht vergrößern. Wobei: Ist sicher kein Versehen.“ Liebe Grüße an die Instagram-Schwarmintelligenz, diese Info kam von einem Berliner Foodie, der offenbar auch mit der Weimarer Gastroszene vertraut ist.

Dort befindet sich nämlich das Stammhaus der Koriat Kuchenmanufaktur , das in diesem Jahr zehnjähriges Jubiläum feiert. Schon der Instagram-Account ist herrlich unprätentiös, mit seinen Teddy- und Gästefotos unterm Regenschirm („Trotz schlechtem Wetter nicht vom Kuchenessen abzuhalten“) und der Ankündigung, man habe jetzt wieder „Gingko-Nachwuchs“ zu verkaufen.

Seit einigen Jahren gibt es eine Berliner Filiale, die es irgendwie auf meine To-Eat-List geschafft hat. In Schöneberg ist die Welt wirklich noch in Ordnung, denke ich vom Boxhagener Platz kommend, an der Julius-Leber-Brücke aussteigend, vorbei am Bio-Supermarkt, der keine Kette ist, und Eltern, die ihren Kindern zuliebe bei Rot stehen bleiben. In Friedrichshain bleiben mitunter nicht mal die Autos am Zebrastreifen stehen.

Ein paar Straßen weiter befindet sich ein unscheinbares Ladenlokal. Es ist nicht hip, sondern gemütlich eingerichtet, mit braunen Fliesen und Hängeschränken. Wie lebensbejahend im konsequent hippen Berlin. Star des Raums ist die Vitrine mit gut einem Dutzend verschiedener Kuchen (4 Euro pro Stück) und Tartes (3,60 Euro), links davon warten in einer zweiten Kühlvitrine noch mehr darauf, unters Messer zu kommen.

Gut, dass ich zwei Mitessende organisiert habe, so können wir ziemlich viel probieren. Bei Mohn bin ich immer dabei, hier kommt er mit einer dicken Schicht Quark und einer dünneren Schicht Zitrone. Geschmacklich gut, aber leider etwas zu trocken. Das trifft auch auf den Schoko-Nuss-Kuchen mit säuerlichem Fruchtspiegel und großen Stücken Zartbitterschoko im Teig zu, ebenso auf den Carrot-Cake-Boden, der noch dazu von einer sahneartigen Vanillecreme statt des sonst üblichen Frostings gekrönt ist, in Kombination mit den Extrakaramellschlieren zu süß.

Auch die Orientalische Orange sollte eigentlich viel saftiger sein, ja regelrecht siruptriefend, so wie beispielsweise in der Bravo Bravko Kuchenwerkstatt. Schön saftig hingegen ist der Matchakuchen, allerdings mit zu dominantem Teearoma. Gut gefallen haben uns der klassische Pflaumenkuchen mit Mandelcreme (dazu unbedingt Sahne!) und vor allem die Schoko-Brownie-Tarte. Hier stimmt fast alles, der glitschige Boden, das cremige Topping und von irgendwoher haben sich ein paar Lavendelzweige hinzu verirrt (oder gehört das so?), lediglich die zwischen den Schokoschichten platzierte Sahne hätte ich mir ungesüßt gewünscht.

Der Cappuccino hat leider eine leicht verbrannte Note, wobei das Koriat nun mal kein Third-Wave-Coffee-Schuppen ist, sondern ein sympathisches Kiezcafé. So beschreibt es auch eine Bekannte, die dort schon öfters Geburtstagskuchen bestellt hat: „Nichts wahnsinnig Besonderes, aber mit solidem Preis-Leistungs-Verhältnis und eine angenehme Abwechslung zu den High-End-Bäckerinnen und cheesy Fotokuchen.“

Zurück zum Stammhaus im knapp 300 Kilometer entfernten Weimar. Dort steht man meinem Instagram-Freund zufolge manchmal zwanzig Minuten für ein Stück Kuchen an. Von solchen Verhältnissen ist der Schöneberger Standort weit entfernt, hier chillt freitagnachmittags gerade mal eine junge Frau am Fensterplatz. Warum man der Koriat Kuchenmanufaktur in Weimar die Bude einrennt? „Vielleicht“, mutmaßt mein Instagram-Freund, „ist der Thüringer Blechkuchen einfach keine allzu harte Konkurrenz.“

Koriat Kuchenmanufaktur, Brunhildstraße 3, 10829 Berlin, geöffnet täglich 9 bis 18 Uhr.