Luxuslaken: Ein neues Grandhotel für Wien

2022-10-12 08:52:33 By : Ms. Grace Chow

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Aus außen wird innen: Die Lobby im überdachten Innenhof, elegant mit Möbeln im Stil der Wiener Werkstätten dekoriert. Bild: Michael Bengel

Als das Palais Hansen am Wiener Schottenring gebaut wurde, war es als Grandhotel geplant, wurde aber nie als solches genutzt. Erst 140 Jahre später darf der herrschaftliche Bau Gäste beherbergen.

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W ien leuchtet“, schreibt die Magistratsabteilung 33, zuständig für Ampeln, Uhren, öffentliches Licht. Wien leuchtet aber auch von innen: Seit dem 200. Geburtstag ihres großen Schwiegersohns und Ehrenbürgers Theophil von Hansen im Jahr 2013 strahlt das Viertel um den Schottenring im wiederhergestellten Glanz. Und grün verhängte Bauzäune wie gelbe Baukrantürme künden schon von kommenden Büroeröffnungen. Die 150-Jahr-Feier der Ringstraße steht nächstes Jahr bevor. Nun, da die Ballsaison fast vorüber ist, feiert Wien im Freien. Der Schottenring ist längst nicht mehr das Reststück der pompösen Ringstraße. Denn ein Ring ist rund!

Theophil von Hansen war ein Stern seiner Epoche. Geboren wurde er in Kopenhagen im Jahr 1813. In seiner Heimat lernte er das Bauhandwerk, in Griechenland die Schönheit der Antike. Zum Meisterarchitekten einer ganzen Ära wurde er in Wien. 1846 kam er in die Stadt. 1883 wurde er ihr Ehrenbürger. Hier starb er 1891, und in Wien liegt er begraben.

Hansen schuf den klassisch-strengen Stil der Ringpalais, als die Basteien abgerissen wurden. Nach seinen Plänen entstanden die „Rues Corridors“, die doppelt nach Bauschmuck verlangten. Er entwarf daneben in der Stadt das Parlament, die Börse, Vorzeigearchitektur nach dem verlorenen Krieg. Für die Weltausstellung 1873 baute er am Schottenring ein Großhotel, das keinen Gast begrüßen durfte: Es ging im Wiener Börsenkrach zugrunde, ehe es eröffnet werden konnte. Dann fungierte das „Zinshaus“ als Mietshaus, später als Teil der Stadtverwaltung, ab 1941 war das Polizeipräsidium darin untergebracht, nach dem Krieg das Gesundheitsamt. Die Mutzenbachers, die sich hier allwöchentlich ihre Betriebserlaubnis stempeln ließen, steigerten mitsamt ihrer sozialen Entourage auch nicht unbedingt das Renommee des Viertels am Donaukanal.

In diesem Jahr 2013, ganz wie bestellt als Pointe auf Hansens Geburtstag, ist sein Palais nun endlich als Hotel eröffnet worden, 140 Jahre nach dem verpatzten Auftakt, und man darf sagen, es ist das perfekte Luxushotel, das selbst Hansen sich kaum hätte träumen lassen. Wo an den Ringen gäbe es auch eine zweite Fassade wie diese: 102,38 Meter lang, in der Wucht gebändigt einzig durch einen Mittelrisalit und die strenge horizontale Stockwerkgliederung. In der Tiefe bis zur parallelen Zelinkagasse misst der Bau beachtliche 46,43 Meter. Das bauliche Triumvirat der Gründerjahre - Rathaus, Parlament und Universität - gruppiert sich locker um den Straßenring im Westen. Das war die bauliche Kür für die Stadt, stilversessen in der Mischung, wegen ihres wilden Historismus manches Mal belächelt. Doch ein Wohnpalais wie dieses, dank der Türme auf den Stiegenhäusern rings um den zentralen Innenhof als Kastelltypus bezeichnet, nimmt den Gestaltungswillen in die Pflicht. Im Inneren besteht das Haus, dem Plan nach, aus acht normalen Häusern, gemauert aus den Wienerberger Ziegeln des größten Backsteinwerks der Welt, gleich vor den Toren Wiens gelegen. Von außen sieht es aus wie ein Palast.

Adolph Stiller, Universitätsprofessor für Architektur und ihre Geschichte, erklärt uns am Modell, wie die benachbarten Parzellen bebaut und angeordnet wurden, dass sie im Verein ein Wohnpalais ergaben. In der Regel nannte man sie nach dem Bauherrn: Heinrich, Epstein, Ignatz von Ephrussi, Erzherzog Wilhelm. Für die Baugruppe am Schottenring, deren Bauherr eine Baugesellschaft war, blieb der Name frei - bis man sich um die Wende des Jahrtausends endlich auf den des Architekten einigen konnte: „Palais Hansen“ heißt es nun.

Ein Firmenkonsortium um die Vienna Insurance Group hat es nach dem jüngsten Eigentümerwechsel 2011 in ein Luxushotel der Kempinski-Gruppe nebst 17 Penthouse-Residenzen umgebaut - mit Zugang zum Hotel und der Möglichkeit, die Concierge-Dienste in Anspruch zu nehmen. Der Denkmalschutz hat bei der Planung wie ein Stützkorsett gewirkt. Leuchtturm-Bauten sind dabei die Ecktürme geworden, die Kuppeln erhalten haben. Dreizehn Wohnungen sind schon verkauft - und beileibe nicht an Scheichs und Oligarchen, wie sich bei einem Quadratmeterpreis von zwanzigtausend Euro leicht vermuten ließe. „Wir sind glücklich über diese Lösung“, sagt Professor Stiller, und er meint mit „wir“ die Wiener ebenso wie alle Freunde der Architektur: „Jetzt wissen wir, dass das Palais erhalten bleibt.“

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Ein neues Luxushotel in Wien

Als das Palais Hansen am Wiener Schottenring gebaut wurde, war es als Grandhotel geplant, wurde aber nie als solches genutzt. Erst 140 Jahre später darf der herrschaftliche Bau Gäste beherbergen.

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