Die Home-Collection der Luxuslabels: Möbel und Accessoires
Die Namen klingen nach einem ganz großem Auftritt: Escada, Etro, Fendi, Donna Karan und Co. Ein Hauch von glanzvollen Roben, edlen Stoffen und handwerklich perfekter Verarbeitung schwingt mit. Dank der Home Collections internationaler Modemarken kann diesen Glamour mittlerweile jedermann mit entsprechender Geldbörse auch in sein Zuhause holen.
Einen einzigartigen Ruf im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Mode und Handwerkskunst genießt dabei der Pariser Handtaschen-Produzent Hermès, der die Herstellung selbst zu einer Kunstform erhoben hat und alte Techniken bewahrt. Weil man aber nicht nur im Gestern und von der Produktion der berühmten Kelly-Bag leben kann, präsentierte das Unternehmen 2010 erstmals eine Möbelkollektion.
Für diese konnten gleich renommierte Designer wie Antonio Citterio und Enzo Mari gewonnen werden. Auch Re-Editionen des gefeierten Art-déco-Designers Jean-Michel Frank zählten dazu, er hatte bereits in den 30er Jahren mit Hermès kooperiert. Pierre-Alexis Dumas, der zur sechsten Generation der Gründerfamilie gehört, wurde 2005 Kreativdirektor. Er gilt als Initiator der wiederbelebten Home Collection: "Unsere Grundwerte kommen wieder gerade sehr in Mode", sagt er. "Wir sind heute wieder cool, gerade wegen unserer traditionellen Herangehensweise."
Die Kollektion "Èquilibre d'Hermès", die während der Mailänder Möbelmesse 2016 vorgestellt wurde, umfasst etwa Accessoires für und rund um den Schreibtisch aus Büffelkalb-Leder und Ahornholz. Die Buchstützen, Papierkörbe, Schalen und Magazinständer passen perfekt zu den Möbeln - dem Stuhl Oria d'Hermès, dem Sofa Sellier sowie den faltbaren Objekten der Serie Pippa. Auch Leuchten, Textilien und Wandverkleidungen sowie Dekorationsgegenstände und Geschirr produziert das Modehaus.
Auf demselben Niveau sind die Produkte der italienischen Firma Bottega Veneta angesiedelt, der es unter der Leitung von Kreativchef Tomas Maier gelingt, Qualität, traditionelle Fertigung und zeitgenössisches Design auf einen Nenner zu bringen. Der gebürtige Pforzheimer war früher als Modeschöpfer bei Sonia Rykiel und Hermès tätig, bevor er begann, die Bottega Veneta-Welt mit Mode für Damen und Herren sowie mit Möbeln, Porzellan und Accessoires zu bestücken.
Ein Leben mit Bottega Veneta-Möbeln
Kooperiert wird dafür nicht nur mit den Kunsthandwerkern aus dem Hause selbst, sondern mit Glasbläsern aus Murano für die Glasobjekte, mit der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM) für Porzellan und mit Poltrona Frau für die Polstermöbel. Dazu zählt zum Beispiel die Sitzmöbel-Familie namens Rudi, die es mit Bezügen aus Samt, Leinen, Veloursleder oder Leder gibt.
Maier lässt feinste Materialien verwenden - er lässt eine Kommode mit Leder verkleiden, Bronzegriffe auf die Schubladen setzen und das Objekt mit einer Deckplatte aus Marmor oder Holz veredeln. Und die italienische Schmuckdesignerin Osanna Visconti di Modrone entwarf exklusive Bronzetische für Bottega Veneta, deren Oberflächen das typische Leder-Flechtmuster des Labels aufnimmt, Intrecciato genannt.
Es ist klar: Der Glanz der Couture strahlt auf die Home Collections ab. Dazu kommt, dass die Einrichtungsbranche im Allgemeinen modischer geworden ist. "Internet, Online-Shopping, Facebook oder Instagram haben auch für das Möbel- und Interiordesign zu einer gewaltigen Macht der Bilder geführt - und damit zu einer Schnelllebigkeit und einem Denken in Kollektionen, die wir lange nur aus der Mode kannten", sagt Markus Frenzl, Designkritiker und Professor für Designtheorie an der Hochschule für angewandte Wissenschaft in München. "Viele Möbelhersteller imitieren bewusst die Prinzipien der Mode, orientieren sich an aktuellen Modetrends und nutzen auch das Image von Modelabels, um ihre eigene Marke aufzuwerten."
Und so setzen auch die Profis in Sachen Bekleidung immer öfter darauf, den Stil ihrer Marke bis in die Wohn-, Schlaf- und Arbeitszimmer zu bringen. Missoni Home tut dies mit knallbunten Streifen, dem typischen Zackenmuster oder Blumen auf seinen Sofas, Poufs, Kissen und Teppichen. Versace Home steht für fast schon barocke Opulenz auf Porzellan und Textilien.
Auf den Plaids und Möbelstoffen von Etro Home taucht vor allem das für die Marke typische Paisley-Muster immer wieder auf. Auch Armani verknüpft die Mode- und Einrichtungswelt in der Kollektion Armani/Casa. Viele Entwürfe des Maestros wirken wie Architektur im Kleinen, egal ob es sich um den Sekretär Camus, das Regal Freud oder um die Leuchte Dory handelt. Armani treibt den Home-Collection-Gedanken sogar noch ein bisschen weiter als alle anderen - mit der Einrichtung der Armani Hotels in Mailand und Dubai.
Während sich Label wie Hugo Boss oder Joop! Living überwiegend auf Textilien wie edle Bettwäsche oder flauschige Handtücher konzentrieren, setzt Diesel aber zum Beispiel in seiner Home Collection auf ein sehr breites Sortiment - und Kooperationen. Möbel entstehen in Zusammenarbeit mit Moroso, Textilien mit Zucchi und Leuchten mit Foscarini.
Für die Partner ist dies eine Möglichkeit, Produkte herzustellen, die sich im Design und Stil von der eigentlichen Kollektion abheben. "Im Einklang mit der großen Ideenvielfalt, die das Unternehmen kennzeichnet, ist das Mitwirken des Foscarini-Teams beim Entwurf der Diesel-Kollektion von Beginn an ausschlaggebend gewesen", sagt Carlo Urbinati, Gründer von Foscarini. Ohne die Zusammenarbeit mit der italienischen Jeans-Marke hätte es aber so manche Entwürfe nie gegeben - etwa die Wandleuchte Gask im Stil der 1920er Jahre oder die Hängeleuchte White Noise, die von der Galaxie inspiriert ist.
Wenn Modelabels Wohnaccessoires produzieren, dann können da auch schon mal Bettwäsche ...
... oder Handtücher rauskommen wie beispielsweise bei Joop Living. Andere Luxuslabels gehen in Sachen Einrichtung viel weiter ...
Modemacher Hermès kennt sich beispielsweise nicht nur mit Kleidung aus, sondern zeigt sich auch stilsicher in Sachen Sitzmöbel, wie hier mit dem Sofa Sellier.
Diesel setzt in seiner Home Collection auf ein sehr breites Sortiment - und Kooperationen. Gemeinsamen mit Foscarini entwirft der Hersteller beispielsweise ...
Die Modefirma Bottega Veneta hat ebenfalls Möbel im Angebot, wie hier die Sitzmöbel-Familie namens Rudi mit Bezügen aus Samt, Leinen, Veloursleder oder Leder.
Auch das Modehaus Armani stellt Wohneinrichtung her - wie hier das Regal der Kollektion Armani Casa.