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Täuschung fürs Auge: Tische von Amoo. Bild: Amoo
Ein Stoff, aus dem Protz-und-Prunk-Träume sind, wird neu geboren: Marmor erlebt eine Renaissance in ungewohnter Form.
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5 ,9, für manche nur eine unbedeutende Zahl. In Alessandra Malagoli weckt sie dunkle Erinnerungen an das Erdbeben, das am 29. Mai 2012 mit der Stärke 5,9 die italienische Region Emilia-Romagna erschütterte. „Es war eine Katastrophe“, sagt sie heute, „in unserer Straße starben sieben Menschen.“ Alessandra Malagoli arbeitet als Produktchefin für die Firma Budri im kleinen Ort San Giacomo Roncole. Budri fertigt teure Marmorintarsien für Böden und Wände. Fast alle sind Auftragsarbeiten für Kunden in Russland, Israel, Amerika. Sie nennt es „Haute Couture fürs Haus“.
Budri verarbeitet nur die edelsten Sorten, keine Steinblöcke, nur die besten Platten. Der Marmor kommt aus Iran, Pakistan, Brasilien, Südafrika, Türkei, natürlich Italien. Das Beben richtete in der Firma einen Schaden von 7 Millionen Euro an, Marmor im Wert von 1,2 Millionen Euro zerbrach. Im Monat darauf schaffte Budri seine Maschinen und 37 Mitarbeiter ins eine Stunde entfernte Verona, erst im letzten Jahr konnten sie zurückkehren.
In der Nacht nach dem Beben, es war gerade 23 Uhr, rief die Designerin Patricia Urquiola aus Singapur an. Budri und Urquiola arbeiten mittlerweile im siebten Jahr zusammen, es ist eine für beide Seiten fruchtbare Verbindung. Alessandra Malagoli schlief im Auto, denn ein Haus hatte sie nicht mehr. Urquiola sagte: „Alessandra - ich hoffe, es geht euch gut. Das Leben ist das Wichtigste. Und mach dir keine Sorgen wegen des Marmors: auf dem Mailänder Möbelsalon werden wir daraus etwas Schönes machen.“ Und dann entwarf Urquiola aus dem Schutt die Linie „Earthquake 5.9“ mit Marmor, Onyx, Lapislazuli, Amethyst. Sie gehört heute zu den erfolgreichsten Linien des Hauses.
Marmor ist ein Luxusprodukt. Der Stein, dessen Struktur über Jahrtausende durch Hitze und Druck entstand, ist der Inbegriff der Opulenz und sein Abbau so aufwendig, dass allein den Prozess nachzulesen schon eine Qual ist. Marmor erregt durch seine Natürlichkeit, aber in Masse erschlägt er. Und doch ist er beeindruckend facettenreich. Auf dem Markt sind Tausende von Marmor-Arten von Schwarz bis Weiß, von Grau bis Blau, von Gelb bis Rosa bis Grün. Der weiße Carrara-Marmor aus Italien zählt zu den bekanntesten weltweit. „Die Verbindung von Mensch und Marmor existiert schon ewig“, sagt Malagoli. „Durch die Globalisierung sind die Preise für Marmor stark gesunken, was den ursprünglichen Wert dieses Materials geändert hat. Manche Architekten arbeiten heute mit Marmor, als sei es irgendein Baustoff. Ist es aber nicht. Es ist ein Naturstein und nicht erneuerbar. Man sollte ihn mit Respekt behandeln.“
In den letzten beiden Jahren haben sich mehr und mehr Menschen für Marmor begeistern können. Ein Glücksfall für viele italienische Hersteller, die große Vorkommen gleich vor der Haustür haben. Jeder will etwas vom Marmor-Kuchen abhaben. Doch nur ein Bruchteil des abgebauten Steins sieht auch am Ende gut aus. Zwischen 25 und 70 Prozent des Marmors geht bei der Produktion verloren. Sie werden zu Staub. Daraus ist längst ein einträgliches Geschäft geworden. Denn Marmor macht die Zähne weißer (angeblich), er steckt in Zahnpasta und Kaugummis. Betriebe in China schicken gepressten Staub in Form von Statuen nach Italien zurück, und es wird experimentiert, was 3D-Drucker mit Marmorstaub anstellen können. Die neue Technik sorgt aber auch dafür, dass Marmorplatten heute mit Plasmaschneidern und Diamantfräsen so filigran geschnitten werden können wie nie zuvor. Das ermöglicht auch Marmorwände, die von hinten beleuchtet werden können.
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Die unergründliche Leichtigkeit des Steins
Ein Stoff, aus dem Protz-und-Prunk-Träume sind, wird neu geboren: Marmor erlebt eine Renaissance in ungewohnter Form.
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