Neues Buch des Otterfinger Lyrik-Punks: „Hört auf, mich!“

2022-10-09 12:14:13 By : Mr. Justin Zhang

Der Otterfinger Autor Volker Camehn hat ein neues Buch herausgebracht. Dabei ging es ihm gesundheitlich vor ein paar Wochen gar nicht gut.

Otterfing – Der selbst ernannte Lyrik-Punk und Autor unter anderem für den Münchner Merkur, Volker Camehn, bringt sein sechstes Buch der Reihe „Prost und Prosa“ heraus. Es gibt eine Sache, die der Wahl-Otterfinger nie verliert – seinen Humor.

„Ich will im Steinbruch der Sprache wüten“, sagt Volker Camehn. Gesagt, getan. Gerade ist sein sechtes Buch der Reihe „Prost und Prosa“ herausgekommen. In Gedichten und Songtexten bearbeitet er Sprache wie ein Stück Marmor. Er modelliert und schleift, wartet ab und hämmert an den Worten herum. „Von hier aus/von mir aus/Der Rest wird Erinnern/sein in Geschichten/und die wollen ja schimmern.“ Das ist der Anfang des namensgebenden Gedichts in seinem neuen und sechsten Buch „Wieso nicht in Weenzen“.

Dass Camehn seine Texte bald persönlich vorstellen und lesen kann, war alles andere als klar. Vor wenigen Monaten wäre er fast gestorben. Genau wie heute saß er gemütlich in seiner Otterfinger Dachschrägenwohnung, als er plötzlich einen stechenden Schmerz in der Brust spürte: Aortariss, Helikopter, stundenlange Operation.

Ausruhen will er sich trotzdem nicht – das macht nur seine alte Hündin Mascha, die flach wie eine Flunder im Gang fläzt. Camehn selbst bereitet sich auf seine anstehenden Lesungen in den Landkreisen Miesbach und München vor. Der 57-Jährige sitzt vergnügt am Küchentisch, trinkt Kaffee und isst Süßkram. Auf dem Tisch stehen Kochbücher und Gesundheitsratgeber. In der Wohnung hängen bunte Bilder, stehen viele Bücher – und Instrumente. Rhythmus und Melodie sind Volker Camehn wichtig, auch in Bezug auf seine Texte. „Meine Affinität zur Musik ist eine Große.“ Er verbindet seine Worte gerne mit Tönen, eigenen und anderen.

Die Musik macht er entweder selbst, mit Keyboard oder Gitarre. Gemeinsam mit Musiker und Freund Stefan Sandmayer hat er außerdem das Projekt „die Waagen“ ins Leben gerufen. Wie das zur Stande kam? „Ich bin einfach mal zu einer Probe seiner Band, den Icebirds, und habe ein paar Sachen vorgelesen“, sagt Camehn. Sie fanden seine Texte gut, die Stimmung war gut, „dann haben wir halt ein Programm zusammengetüftelt.“

In seinen Youtube-Videos, Facebook-Posts, Instagram-Videos, Lesungen und Konzerten bleibt Camehn vor allem seinem Wortwitz treu. In Gedichten wie „Hoffnungslos“ kommt Camehn innerer Kampf und sein Optimismus gleichermaßen zum Ausdruck.

Der Wahl-Otterfinger kommt eigentlich aus Wolfsburg, war Chefredakteur einer landwirtschaftlichen Zeitung und liebt Pferde. An der Grenze der Landkreise Miesbach und München hat er sein Zuhause gefunden. Wer sein Lied „Otterfing“ auf Youtube anhört, weiß, warum es ihm dort so gut gefällt. Camehn drückt in Worten aus, was ihn beschäftigt. Wohl auch eine Art Bewältigungsstrategie.

Das Erste Buch veröffentlichte er 2016, nachdem er seinen Job verlor. „Aus dieser Situation habe ich (wieder) angefangen zu schreiben“, erzählt er. Es folgten Veröffentlichungen im Jahrestakt und erste kleine Erfolge – auch weil Camehn jede Gelegenheit nutzte. „Mir war es völlig egal, wo ich lese – bei anderen im Wohnzimmer, auf dem Bahnhofsklo oder in der Stadtbibliothek.“

Camehn freut es, wenn Leute ihm zuhören, aber nur wenn sie auch wirklich seine Worte hören möchten. Verbiegen ist nicht drin. Die Menschen kommen zu seinen Texten, nicht andersherum. „Wir sind eh erfolglos, da brauchen wir auch keine Kernmarke.“

Camehn sucht immer nach dem Witz im Wort, dem Offensichtlichen in der Sprache, was niemand sieht, den kleinen Wortverdrehern, die Menschen zum Schmunzeln bringen.

Was er mag: Neue Worte kreieren, am liebsten unter der Dusche, da habe er die besten Ideen. Was er nicht mag: Phrasen. Dahingesabbelten Wortkombis wie etwa „Die Seele baumeln lassen“ bringen Camehn schon mal auf die Palme. Bleibt die Frage: Auf welche Palme eigentlich?

Sie wollen Volker Camehn lesen hören? Die Möglichkeit dazu gibt es am 9. Juli, Riedlerhof Kleinpienzenau, Radlkultour oder am 14. August, ab 13 Uhr im Argeter Heimatmuseum. Wer Interesse an dem Buch „Wieso nicht in Weenzen“ hat, kann sich bei Volker Camhen melden unter vcamehn@web.de melden und es für 10 Euro kaufen. Alle Songs und Videos des Autoren finden Sie außerdem auf seinem Youtube-Kanal: Volker Camehn, der Lyrik-Punk.