Man trifft ihn in Altbaufluren, venezianischen Palazzi, Fifties-Treppenhäusern und immer öfter auch in Neubauten: Der gesprenkelte Bodenbelag ist so pflegeleicht wie ausdrucksstark und bewährt sich von der Antike bis heute als robustes Material mit hohem Prestige. Besonders für Flur und Küche eignet sich Terrazzo – und mit Fußbodenheizung wird er zum Traumboden fürs Badezimmer.
Egal, ob Altbauvilla oder luxuriöser Neubau: Terrazzo bringt in jedes Zuhause eine gewisse Lässigkeit. Der Kunststeinboden ist an sich gesehen eine Estrichvariante, bei der lediglich Zement (in der Regel weißer oder grauer Portlandzement) vor Ort mit Steinen unterschiedlicher Größe gemischt wird. Durch anschließendes Walzen, Abschleifen und Polieren kommen die Steine wieder zum Vorschein und schaffen die typische, an ungeordnete Mosaike erinnernde Optik. Je nach Mischung entstehen so unterschiedliche Effekte und Farbspiele. Der Aufbau eines Terrazzobodens erfolgt mittels zweiter Schichten: einer Unterschicht aus frischem Beton sowie der eigentlichen Terrazzomischung als Oberschicht. Beide Schichten werden "frisch in frisch" verarbeitet.
Das Verfahren ist aufwendig, aber lohnend – ein fugenloser Terrazzo mit rundum verlaufendem Mosaik- oder Würfelfries ist so edel wie kaum ein anderer Bodenbelag. Nur wenige hoch spezialisierte Fachbetriebe fertigen heute noch fugenlosen Terrazzo – denn dafür braucht es viel Erfahrung und Zeit. Etwa zwei Wochen dauert es, bis der Boden fertig ist, die Kosten liegen etwa bei 150 bis 200 Euro pro Quadratmeter.
Der Boden prägt die Funktionalität und Wirkung eines Raumes entscheidend mit, dementsprechend überlegt sollten Sie dabei vorgehen. Erst recht, wenn es sich um einen so langlebigen Belag wie Terrazzo handelt. Bezüglich der Farbwahl sollten Sie eher auf helle Töne wie etwa Beige oder Cremefarben setzen. Die sind zeitlos und auch in zehn, zwanzig Jahren noch schön anzusehen.
Rein theoretisch können Sie sich bei Ihrem Terrazzoboden natürlich auch für einen auffälligen und knalligen Look entscheiden. Bedenken Sie aber: Sowohl der eigene Geschmack als auch Bodentrends verändern sich stetig – und gegen einen stark dominierenden Boden sind Sie schier machtlos, wenn Sie dem Raum jemals wieder eine andere Note verleihen möchten.
So ganz konkret lässt sich diese Frage nicht beantworten, hängt die benötigt Zeit auch immer von der Größe des Projekts ab. Wir haben Dietmar Winkler, Geschäftsführer der Köbau GmbH & Co KG, um eine Einschätzung gebeten. "Die Verlegezeit eines Küchenbodens mit bis zu 20 Quadratmetern schätze ich auf mehrere Tage. Das Problem ist, dass je nach Systemart mit Epoxidharzkomponenten gearbeitet werden muss, und hier benötigt man einen Tag für die Vorbereitung: abspachteln von Unebenheiten, grundieren der Fläche mit Epoxidharzgrundierung, vierundzwanzig Stunden Trocknungszeit", so Winkler. "Als nächstes kommt der Einbau des Terrazzos mit einer erneuten Wartezeit von vierundzwanzig Stunden, gefolgt von zahlreichen Schleifgängen sowie der Versiegelung mit Politur. Allein für die letztgenannten Arbeitsgänge benötigt ein Profi etwa zwei Tage, wenn es gut läuft. Auch die Wahl der Maschinen hat natürlich Einfluss auf die Arbeitsdauer – mit Handgeräten dauert es definitiv länger."
Bei der Gesteinskörnung können Sie mehr oder weniger aus dem Vollen schöpfen: Angefangen von Kalkstein und/oder Marmorsplitt über Dolomit, Granit, Flusskies bis hin zu Natursteineinstreuungen etc pp – den eigenen Vorstellungen bezüglich Farbgestaltung und Optik sind so gut wie keine Grenzen gesetzt. "Es kann beinahe jeglicher Farbton in unterschiedlichsten Körnungsarten und auch mit farbigen Glaseinstreuungen hergestellt werden", so Dietmar Winkler. "Setzt man, statt weiche Körnungen wie Marmor oder Kalkstein, harte wie Flusskies oder Granit ein, kann der Boden auch für besonders beanspruchte Flächen eingesetzt werden. Das Thema ist sehr komplex, es können jedoch unglaublich schöne Oberflächen hergestellt werden – diese sind hoch belastbar und einfach zu reinigen, ökologisch unauffällig und emmissionsfrei", so das Fazit von Winkler.
Die Frage, wie viel ein Terrazzoboden kostet, lässt sich nicht pauschal beantworten. Der Grund: Es kommt auf den konkreten Boden an. Also zum Beispiel, ob Sie sich für klassischen Ortsterrazzo oder für Terrazzoplatten entscheiden. Auch Bindemittel und Gesteinskörnung sind relevante Faktoren für die Kosten eines Terrazzobodens.
Als grober Richtwert lässt sich festhalten: Wer sich für echten Ortsterrazzo entscheidet, sollte ungefähr mit Kosten zwischen 150 und 200 Euro pro Quadratmeter rechnen.
Wer sich für Gussasphalt-Terrazzo entscheidet, kann noch mal ein paar Euro einsparen. Die Kosten hierfür belaufen sich auf etwa 60 Euro pro Quadratmeter – schleifen und polieren extra gerechnet.
Als günstigste Variante erweisen sich Terrazzoplatten. Die liegen ungefähr bei 25 bis 30 Euro pro Quadratmeter, fürs Verlegen fallen zusätzlich noch mal etwa 50 bis 60 Euro pro Quadratmeter an.
Bei der Pflege eines Terrazzobodens kommt es in erster Linie darauf an, dass das Reinigungsmittel eine leicht rückfettende Wirkung hat. Die klassischste aller Lösungen wäre ganz einfach flüssige Schmierseife. Nur wichtig hierbei: Achten Sie auf Qualität und geben Sie im Zweifel lieber ein paar Euro mehr aus – Ihr Terrazzoboden wird es Ihnen danken. Auf chemische und Allzweck-Reiniger sollten Sie komplett verzichten.
Die Reinigung selber findet dann ganz banal mit einem nassen Wischmopp statt. Im Anschluss danach können Sie den Boden noch mit einem Microfastertuch polieren und trocknen. So verringern Sie zusätzlich die Gefahr, dass jemand auf dem nassen Boden ausrutscht.
Wer Glück hat, hat ihn schon – und weiß vielleicht gar nichts davon. Nicht selten entdecken Hauskäufer unter dem gammligen PVC-Boden im Flur alten Terrazzo; nicht nur bei Gründerzeithäusern, sondern auch im Siedlungsbau der 20er-Jahre und selbst bei Nachkriegsbauten war der Bodenbelag verbreitet. Da die sichtbare Schicht mehrere Zentimeter stark ist, können alte Böden vom Fachmann problemlos abgeschliffen und restauriert werden. Zunächst werden dabei schadhafte Stellen und Risse mit optisch passendem Material ausgebessert, danach folgt das Schleifen, Polieren und Versiegeln. Die Kosten für die Sanierung beginnen bei etwa 50 Euro pro Quadratmeter.
Terrazzoböden können schnell das vorhandene Budget sprengen (siehe auch der Punkt "Kosten"). Doch keine Sorge: Wer das Geld ein bisschen zusammenhalten muss, für den gibt es kostengünstigere Alternativen. Als da wären zum Beispiel: Terrazzoplatten. Bei Terrazzoplatten handelt es sich um bereits vorgefertigte Betonwerksteine, ebenfalls mit der für Terrazzo typischen Gesteinskörnung. Allerdings entstehen beim Verlegen solcher Formatplatten Fugen. Die Folge: Die Optik unterscheidet sich noch mal deutlich von einem klassischen Terrazzoboden.
Wem es schlicht nur um den Terrazzo-typischen Look geht, dem sei an dieser Stelle gesagt: Manche Hersteller bieten auch Keramikfliesen in Terrazzo-Optik an. Die haben zwar nichts mit einem klassischen Terrazzoboden zu tun, machen sich in Küche oder Bad aber auch toll. Traditionelle Terrazzofliesen sind klein bis mittelgroß und quadratisch. Sie lassen sich als Muster verlegen und am Rand zum Beispiel mit einem Fries in kleinerem Format rahmen. Ergebnis: ein Look mit historischer Ausstrahlung bei begrenztem Aufwand. Um der Optik durchgängiger Terrazzoböden näher zu kommen, bieten manche Hersteller auch große Platten in Formaten bis 120 x120 cm an
Robust, pflegeleicht, mit ansprechender Haptik und Optik – diese Eigenschaften prädestinieren den Terrazzo nicht nur zum Einsatz als Bodenbelag, sondern auch für andere Flächen im Wohnbereich. Das Prinzip – ein Trägermaterial mit Naturstein-Splitt, das glatt geschliffen wird – lässt sich auf fast alles, was glatt und flach ist, anwenden, etwa Küchenarbeitsplatten oder Esstische. Spezialisierte Fachbetriebe können Arbeitsplatten und Waschtische nach Maß gießen, auch mit integriertem Becken (zum Beispiel kentholz.com oder material-raum-form.com). Vorteil: Der Kunde kann hier jedes Detail bestimmen, etwa die Farben von Splitt und Basis oder Regelmäßigkeit und Größe der Struktur. Im Fachhandel angebotene Arbeitsplatten sind dagegen häufig auf Kunstharzbasis gefertigt oder kommen als Laminatplatte in Terrazzo- Optik daher. Und da sich das Sprenkelmuster wachsender Beliebtheit erfreut, sind auch immer mehr Deko-Objekte in diesem Look erhältlich – etwa Leuchten mit gegossenem Terrazzofuß.
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