Der Monte Altissimo befindet sich in den Apuanischen Alpen im Nordwesten der Toskana. Michelangelo fand dort 1517 unweit der Marmor-Steinbrüche von Carrara einen Stein, der ihn wegen seiner Maserung, seiner Gleichmäßigkeit und seiner kristallinen Struktur an Zucker erinnerte. Im Bildhintergrund ist die Küstenlandschaft von Versilia am Ligurischen Meer zu sehen.
Mit dem Segen von Papst Leo X ließ Michelangelo eine Straße anlegen, um die Marmorblöcke ins Tal transportieren zu können. Mit dem Material sollte die Kirche von San Lorenzo in Florenz verschönert werden.
Nach mehreren Jahren Arbeit an der Straße enthob der aus der Florenzer Medici-Familie stammende Leo X. den Künstler allerdings von seiner Aufgabe und das Projekt wurde aufgegeben. Die Kirche San Lorenzo hat nach wie vor keine Fassade. Dafür schlängeln sich inzwischen mehrere Marmor-Straßen vom Berg ins Tal.
In den drei Jahrhunderten nach Michelangelos Entdeckung erfuhren die Steinbrüche eine wechselhafte Geschichte von Aufgabe und Wiederentdeckung.
1821 wurde eine neue Gesellschaft gegründet, die seitdem am Mont Altissimo Marmor abbaut. Das Unternehmen des ortsansässigen Landbesitzers Marco Borrini und des Franzosen Jean Baptiste Alexandre Henraux brachte der strukturschwachen Gegend neues Leben.
Im 19. Jahrhundert orderte der russische Zar den Marmor vom Mont Altissimo für die Isaakskathedrale in St. Petersburg. Auch für die Scheich-Zayid-Moschee in Abu Dhabi, die 2007 eröffnet wurde, kam der Marmor aus diesen Steinbrüchen.
Heute wird an dem 1589 Meter hohen Berg das kostbare Material mit modernsten Maschinen abgebaut. Dabei werden unter anderem Schaufelbagger wie im Hintergrund genutzt oder Bulldozer, wie dieser, den das Gewicht eines Marmorblocks hochdrückt.
Dennoch kommt der Abbau nicht ohne Handarbeit aus. Die so genannten Tecchiaioli hängen an Seilen gesichert am Berg und entfernen lockeres Gestein. Damit soll verhindert werden, dass sich beim weiteren Abbau Brocken lösen und Arbeiter verletzen.
Die modernen Schneide- und Abbauverfahren mit Diamantsägen und -Seilen haben eine irreal wirkende Landschaft geformt. In diesem Bild ist eine Hütte zu sehen, die an dem Felsen befestigt ist. Dahinter ähnelt das Gestein der Struktur von Zuckerwürfeln.
Auf diesem Bild wirkt es, als hänge der Arbeiter, der "Tecchiaioli" genannt wird, an der Decke eines Gebäudes. Inzwischen gehört der gesamte Berg der Firma Henraux. Das Unternehmen beschäftigt 140 Menschen und gewinnt den Marmor aus fünf Steinbrüchen.
Der Abbau des Gesteins hat im Berg tiefe Spuren hinterlassen. Der Steinbruch hebt sich auch farblich deutlich von den waldbedeckten Bergen der Apuanischen Alpen ab.
Nach der Gewinnung aus dem Berg wird der Marmor von Maschinen weiterbearbeitet. Auch hier kommt modernste Technik zum Einsatz.
Dennoch wird auch bei den Skulpturen weiter Hand angelegt, wie hier beim Abschleifen. Künstler wie Auguste Rodin, Henry Moore, Joan Miro und Isamu Noguchi haben den Marmor von Altissimo für ihre Arbeiten verwendet - und dürften Michelangelo für seine Entdeckung dankbar sein.